Auf dem Friedhof des Kommandos des KZ Natzweiler in Vaihingen/Enz ruhen 1.265 Häftlinge, die zwischen dem 4. Oktober 1944 und dem 12. April 1945 gestorben sind. Die 223 Toten, die nach der Exhumierung identifiziert werden konnten, wurden 1955 in ihre Heimatländer überführt.
In Vaihingen / Enz, in einem stillgelegten Steinbruch, wurde 1942 ein Versuchsgelände eröffnet, auf dem unter Aufsicht des Reichsluftfahrtministeriums Forschungsarbeiten an V 1-Raketenwerfern durchgeführt wurden.
Im März 1944 wurde im Steinbruch mit dem Bau von unterirdischen Bunkern begonnen, in welche die Produktion der Messerschmidt-Flugzeugfabrik verlegt wurde. Damals wurde hier ein Arbeitslager für zivile Zwangsarbeiter (vor allem Polen, Russen und Franzosen) eingerichtet, das der Organisation Todt unterstand. Im August 1944 wurde in der Nähe auch das Kommando Natzweiler — KZ Veihingen an der Enz eingerichtet. Unmittelbar danach wurden 2.189 Häftlinge aus dem aufgelösten Ghetto Radom hierher eingeliefert, die vorher auf der Rampe von Auschwitz selektiert und zur Vernichtung durch Zwangsarbeit im Rahmen des Projekts „Soffel“ bestimmt wurden: dem Bau einer unterirdischen, mehrstöckigen und gut versteckten Messerschmitt-Fabrik. In zwei Schichten, 12 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, forderten die mörderischen Arbeiten am Bau der Bunkerfabrik 133 Opfer dieses Transports.
Ende Oktober 1944 wurden die Bauarbeiten für das Projekt „Staffel” wegen der ständigen Bombardierung durch alliierte Flugzeuge unterbrochen. Zu diesem Zeitpunkt kam es zur zweiten Selektion der überlebenden Häftlinge des Radom-Transports. Die SS-Führung hielt die meisten der ausgemergelten Männer für arbeitsfähig und schickte sie in andere Außenlager und Arbeitskommandos des KZ Nazweiler. 200 Häftlinge aus Radom blieben in Vaihingen. Sie wurden in einer der vier Baracken untergebracht und in Kommandos eingeteilt, die für die Stadt Vaihingen arbeiten und das Gelände der ehemaligen „Staffel“-Baustelle in Ordnung halten sollten. Ab dem 1. Dezember 1944 wurde das Konzentrationslager als zentrales „SS-Kranken- und Genesungslager“ für die anderen Konzentrationslager im Südwesten Deutschlands genutzt. Diese Bezeichnung diente dazu, seine Vernichtungsfunktion zu verschleiern. Kranke, von der Arbeit überforderte und sterbende Menschen wurden hierher gebracht.
Ab November 1944 kamen 2.442 Häftlinge aus 25 Nationen nach Vaihingen. Ein überwiegender Großteil kam aus Polen, Russland und Frankreich. Sie verstarben aufgrund fehlender Nahrung und medizinischer Grundversorgung oder erfroren in ungeheizten Baracken. Ab Anfang 1945 am Typhus als Todesursache hinzu. Bis April 1945 wurden 1.578 Häftlinge in Massengräbern in unmittelbarer Nähe des Lagers verscharrt. Auch nach der Befreiung starben weitere Häftlinge im Krankenhaus in Vaihingen. Sie waren durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Krankheiten geschwächt. Insgesamt starben in diesem Konzentrationslager in kurzer Zeit etwa 1.700 Menschen, weshalb es als „Todeslager“ bezeichnet wurde.
Es ist davon auszugehen, dass 1.177 Polinnen und Polen aus verschiedenen Außenlagern des KZ Nazweiler nach Vaihingen gebracht wurden, von denen 771 starben und auf dem Lagerfriedhof begraben wurden.
Im Oktober 1945 wurde auf Anordnung der alliierten Besatzungsbehörden ein Kriegsfriedhof für die namenlosen Opfer des „Todeslagers“ errichtet. Im Jahr 1954 exhumierte eine Kommission der französischen Regierung 1.844 Leichen. Bei der Untersuchung der sterblichen Überreste konnten 223 Leichen identifiziert und in ihre Heimatländer überführt werden. Die übrigen 1.267 nicht namentlich bekannten Opfer wurden auf dem Kriegsfriedhof beigesetzt, der zwischen 1956 und 1958 angelegt wurde.
Der Friedhof mit 744 namenlosen Grabsteinen aus Beton wurde über die Jahre immer wieder Ziel von neofaschistischen und Hooligan-Angriffen (1958, 1990, 2003, 2005).
Im Oktober 2013 wurde auf dem Lagerfriedhof ein aus vier Säulen bestehendes Denkmal errichtet. Auf den Platten aus schwarzem Granit wurden 1.342 Namen der Opfer dieses Lagers in alphabetischer Reihenfolge eingraviert, 11 Opfer bleiben anonym. Die genaue Zahl der Todesopfer des Lagers in Veihingen ist nicht bekannt und wird nach so langer Zeit vermutlich auch nicht mehr ermittelt werden können.
Friedhofsadresse : Vaihingen an der Enz, Baden-Württemberg
Am Fußloch
71665 Vaihingen an der Enz
GPS: 48.947546,8.954348
Friedhofsverwaltung : KZ-Gedenkstätte Vaihingen an der Enz,
www.gedenkstaette-vaihingen.de/,
Gedenkstaette-Vaihingen@web.de,