Auf dem Vorwerker Friedhof, dem größten Friedhof der Stadt, liegen etwa dreitausend Opfer beider Weltkriege begraben. Unter ihnen befinden sich KZ-Häftlinge aus Estland, Lettland, den Niederlanden, der Ukraine, Russland, Deutschland und Polen.
Die Grabstätte ist in einzelne Felder (Blöcke) eingeteilt, in denen die Opfer der verschiedenen Nationen separat bestattet wurden. Der Gedenkort für polnische Kriegsopfer befindet sich im nördlichen Friedhofsteil in Block Nr. 39. Den Informationenzufolge wurden dort 250-300 Polen und fast 300 Bürger der UdSSR begraben.
Links vom Eingang befinden sich 32 Holztafeln mit den Namen und Initialen der Opfer. Dazwischen stehen eine steinerne Jesusfigur und eine Gedenktafel für polnische Frauen, die 1943 auf tragische Weise (vermutlich durch einen Bombenangriff) ums Leben kamen. Bei den hier begrabenen polnischen Frauen und Männern handelt es sich überwiegend um ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Während des Krieges wurden sie nach Lübeck deportiert und zur Arbeit auf Bauernhöfen, in Handwerksbetrieben und vor allem in der Schwerindustrie und den Rüstungsbetrieben in und um Lübeck gezwungen. Unter den Opfern sind auch 13 (11 namentlich bekannte) polnische Offiziere des Oflag XC, die im Lager oder kurz nach dem Krieg an Erschöpfung und Krankheiten starben. Ein Großteil der hier begrabenen polnischen Bürger sind sogenannte „Displaced Persons“ — Menschen, die nach Kriegsende in Flüchtlingslagern lebten und darauf warteten, in ihr Heimatland zurückkehren oder in den Westen auswandern zu können.
Der Lübecker Vorwerker Friedhof ist auch die letzte Ruhestätte von über 180 polnischen Kindern (meist Säuglinge), die während und nach dem Krieg geboren wurden.
Die Grablisten der auf dem Vorwerker Friedhof bestatteten Polen enthalten mehr als 600 Namen. Fast die Hälfte der Gräber wurden nicht als Kriegsgräber anerkannt, nicht geschützt und sind heute nicht mehr erhalten.
Der Block Nr. 39 ist auch eine Gedenk- und Begräbnisstätte für KZ-Häftlinge, von denen die meisten in den letzten Kriegswochen bei Evakuierungsmärschen, den sogenannten „Todesmärschen“, ums Leben kamen. Sie wurden in 183 Einzelgräbern beigesetzt. Herkunft und Identität der meisten der hier begrabenen Opfer sind unbekannt. Nur auf einem Dutzend der schräg geschnittenen Granitsäulen sind die Namen der Verstorbenen zu finden.
Darüber hinaus ist den Kriegsgräberlisten zu entnehmen, dass auf diesem Friedhof 12 polnische Männer und Frauen ruhen, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren und innerhalb weniger Wochen nach Kriegsende starben.
Friedhofsadresse : Lübeck, Schleswig-Holstein
Friedhofsallee 83
23554 Lübeck
GPS: 53.897664,10.664809
Friedhofsverwaltung : Friedhofsverwaltung Hansestadt Lübeck, Bereich Stadtgrün und Verkehr,
www.stadtentwicklung.luebeck.de,
friedhoefe@luebeck.de,
Friedhofsallee 83, 23554 Lübeck,
+49 451 122 6739, 6740